„Nicht unser Ruhrgebiet“ – Grüne Fraktion im Kreis Recklinghausen kritisiert die im Regionalplan Ruhr vorgesehene Flächenversiegelung

In den Stellungnahmen des Kreises Recklinghausen und seiner kreisangehörigen Städte zur 2. Beteiligungsrunde am Regionalplan Ruhr stehen vor allem Forderungen nach zusätzlichen Wohnbau- und Gewerbeflächen im Vordergrund. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Recklinghausen sieht diese kritisch. Aus Sicht der Grünen bedarf es in Zukunft wesentlicher Einschränkungen des Flächenbedarfs und langfristig einer Beendigung jeglicher Neuversiegelung, um den ökologischen Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. „Eine moderne Planungspolitik sollte anstreben, die Flächenversiegelung zu begrenzen, anstatt sie weiter voranzutreiben“, so der Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Bert Wagener. „Da wir wissen, dass in einer lebendigen Region eine absolute Nullversiegelung nicht realisierbar ist, muss das Ziel eine Entsiegelung in gleichem Umfang an anderer Stelle sein, sodass am Ende eine Nettoentsiegelung oder zumindest eine Nettonullversiegelung steht.“

Die Forderung des Kreises, den Planungshorizont des Regionalplans auszuweiten, um so die Flächenbedarfe für Wohnen und Gewerbe insgesamt zu erhöhen, wird deshalb ebenso kritisch bewertet, wie die vom Kreis positiv hervorgehobene Herabsetzung der regionalen Kooperationsstandorte von 8 auf 5 ha, aus der sich ein höherer lokaler Flächenbedarf ergibt. Wagener erklärt: „Wir müssen uns überlegen, in welchem Ruhrgebiet wir künftig leben möchten. Das Ruhrgebiet, welches vom RVR im Regionalplan geplant wird, entspricht bei weitem nicht der grünen Vorstellung von einem naturnahen, lebenswerten und gut vernetzten Ruhrgebiet.“

In diesem Zusammenhang ist es auch unverständlich, dass in der aktuellen geänderten Fassung des Regionalplans auf eine Ausweisung von Windgebieten verzichtet wird und der Kreis dies positiv würdigt. Gerade die derzeitige Situation sollte noch einmal verdeutlicht haben, wie hoch der Bedarf an erneuerbaren Energien ist.

Weitere Schwierigkeiten bereitet der Fraktion, dass der Kreis die im Regionalplan vorgesehene Nutzung des ehemaligen Schachtstandortes Haltern I/II des ehemaligen Bergewerks Auguste Victoria in der Halterner Haard als forensische Psychiatrie mit Bezug auf die ursprünglich festgeschriebene Renaturierung ablehnt. Dies ist zwar korrekt, in diesem Zusammenhang sollte die Forderung nach Renaturierung dann aber auch für den zweiten ehemaligen Schachtstandort AV VIII gelten. Dieser wird vom Kreis jedoch als sog. Regionaler Kooperationsstandort, d.h. als Gewerbefläche, vorgeschlagen. Diese Vorgehensweise hält die Fraktion für inkonsequent. Es ist außerdem nicht von der Hand zu weisen, dass zusätzliche Forensik-Plätze dringend benötigt werden. Die Grünen stehen deshalb den Plänen des RVR bezüglich einer forensischen Einrichtung offen gegenüber und haben den Kreis dazu aufgefordert, seine Stellungnahme diesbezüglich noch einmal zu überdenken.

Allgemein lehnt die Fraktion das Vorschlagen alternativer Gewerbestandorte durch den Kreis, wie auch die Fläche Dorsten Rüsterfeld, sowie die im Regionalplan vorgesehen Standorte newPark und Dillenburg ab.  In Bezug auf den vorgesehenen Standort Kohlkamp in Recklinghausen sei außerdem insbesondere auf die Hertener Stellungnahme hingewiesen, die bemängelt, dass hier Teile einer Waldfläche mit klimatischer Ausgleichsfunktion im Regionalplan Ruhr als Teilbereich des Kooperationsstandorts Kohlkampfläche dargestellt sind. Es handelt sich hierbei um eine Waldfläche, der aufgrund der in Zukunft zunehmenden Hitzebelastung eine besondere Wichtigkeit zukommt und die deshalb unbedingt gesichert werden muss.